Morgens, wenn er aus dem Haus geht,
und die Kinder längst schon in der Schule sind,
siehst du manchmal in den Spiegel,
und du merkst an dir, wie schnell die Zeit verrinnt.
Es ist alles schon Gewohnheit,
selbst sein Kuß und auch der kleine Alltagskrach.
Du nimmst eine Zigarette,
steckst sie an und siehst den blauen Wolken nach.
Und dann denkst du daran:
Gestern war es noch Liebe,
damals, als es begann, gab es nie eine Lüge;
es genügte ein Wort und schon war das Glück so nah',
scheint es auch heut' kaum noch wahr,
gestern war es noch Liebe.
Zwischen Abendbrot und Fernseh'n sagst du ihr:
Ich geh' noch eben einmal fort,
sie wäscht gerade das Geschirr ab,
zuckt nur mit den Schultern und sagt dir kein Wort.
Und du suchst den Wohnungsschlüssel,
nimmst den Mantel und schließt hinter dir die Tür.
Und dann stehst du in der Kneipe,
und du starrst den ganzen Abend in dein Bier.
Und dann denkst du daran:
Gestern war es noch Liebe,
damals, als es begann, gab es nie eine Lüge;
man nahm sich bei der Hand und ging zu zweit,
und dann schien kein Weg zu weit.
Ja, es war nicht so wie heut',
gestern war es noch Liebe.
Wenn die Kinder lang' schon schlafen,
und ein Fernsehabend sich zu Ende neigt,
dann seht ihr euch in die Augen,
und da wär' die Zeit zu reden, doch ihr schweigt.
All die ungesagten Worte liegen zwischen euch
wie aufgestautes Eis.
Leg' den Arm um ihre Schultern,
streich' ihr übers Haar und sage ihr dann leis':
Denkst auch du oft daran,
gestern war es noch Liebe,
damals, als es begann,
gab es nie eine Lüge;
laß' es wieder so sein
und fang' mit mir noch mal von vorne an,
denn was ich fühle für dich,
das ist immer noch Liebe.